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170 Braunfelser Bürger nutzen die Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative
Braunfels. 170 Bürger aus der Kernstadt und den Stadtteilen hatten sich zur Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative "Windkraft mit Vernunft" am gestrigen Abend im Haus des Gastes eingefunden. Mucksmäuschenstill wurde es als Sprecherin Katrin Salis die Bürger begrüßte und
auf die kommenden Beiträge einstimmte. Der Sprecher der Bürgerinitiative Christian Breithecker fasste zunächst die letzen neun Monate Arbeit der Initiative zusammen und stellte den aufmerksamen Zuhörern die Problemfülle der geplanten Windkraftanlagen (WKA) der Firma Jost vor.
Der Gastredner Professor Dr. Eugen Ernst aus Neu-Anspach (Gründer des Hessenparks), der sich schon mehrfach öffentlich zum Thema geäußert hatte, war gebeten worden, einleitende Worte zu sprechen. Dem kam er auch nach und beleuchtete die Zerstörung der Taunuslandschaft und historischer Ansichten und deren Folgen für das Landschafts- und Heimatempfinden, wandte sich gegen eine "scheinmathematische" kaufmännische Bewertung des immateriellen Empfindungsgutes indem man diese käuflich macht.
Er stellte dabei klar: "Ich tue das bis jetzt ohne Bindung an eine Gruppe, ohne instrumentalisiert zu sein, also ganz subjektiv als Geograph und Heimatkundler." Hier gerate die sozialpsychologisch begründete Identifikation "mit unserem Taunus, einem liebens- und lebenswerten musterhaften Mittelgebirge" unter die Räder gewinnstrebiger Kapitalinteressen, sagt er und bekam für seinen Beitrag langanhaltenden Applaus.
Er schloss seine Grußrede mit eindringlichen Worten von Ennoch zu Guttenberg, der im Zusammenhang mit der Errichtung von 200m hohen Windkraftanlagen, vom Selbstmord der Heimat sprach.
Danach wurde ein Beitrag des TV-Magazins planet-e zur Problematik von Windkraftanlagen im Wald vorgeführt, in dem die Sprecherin Christina Stupp der Bürgerinitiative Rennstrasse/Weilrod zu sehen war. Aus erster Hand erfuhren die Besucher der Info-Veranstaltung in Wort und Bild von den Verwüstungen an den WKA-Baustellen in Weilrod/Riedelbach. Eindringlich appellierte sie an die Zuhörer den Bürgerentscheid zu nutzen, wozu es in Weilrod keine Möglichkeit mehr gab.
Der Vortrag von Diplomingenieur Michael Engel befasste sich mit der Entstehung und den Auswirkungen von niederfrequenten Schall/Infraschall durch Windkraftanlagen, ein Problem der Binnenwindkraftanlagen von 200m Höhe im Allgemeinen. Der nicht hörbare Infraschall wirke auf das Gleichgewichtsorgan des Ohres und gaukle dem Menschen vor, in Bewegung zu sein, ohne dass dieser das tatsächlich ist. Dies verursache unter anderem Stress und Angstzustände.
Die Steinlagen vor Ort seien auch ein guter Leiter für niederfrequente Schallwellen, die in einer Entfernung von 25 Kilometern noch messbar seien.
Der Braunfelser Immobilienmakler Gerhard Gorschlüter referierte über die Immobiliensituation in Braunfels und mögliche Auswirkungen des Windkraftstandortes auf das Preisgefüge. Eindringlich wies er auf die Minderung des Beleihungswertes einer Immobilie durch Banken hin.
Renate Hardt die sich mit den Naturschutzthemen am Standort beschäftigt, berichtete über die besondere Situation des Uhu am Standort, die Gefährdung der
örtlichen Fledermaus- und Rotmilanvorkommen. Der Standort liegt mitten zwischen zwei angrenzenden Flora-Fauna-Habitate. Der Uhu ist dort im eigenen europäisches Vogelschutzgebiet gefährdet. Der Bereich ist zudem Lebensraum der Wildkatze.
Joachim Weimar, technischer Referent von Vernunftkraft Hessen warnte die Zuhörer vor unbedachten Engagements in Bürgerwindräder. Die Region ist eindeutig zu windschwach und wie am Ertrag in 2013 des Windanlagenstandortes Hohenahr belegt, nicht rentierlich.
Abschließend erfolgte eine Fragerunde an die Experten, wo Dipl.-Ing. Bernd Töpperwien weitere Fragen zum Thema Infraschall beeindruckend beantwortete.
Die Bürgerinitiative hat damit nochmals deutlich auf die negativen Aspekte der Windkraftanlagen zwischen Philippstein/Altenkirchen hingewiesen und
bittet alle Braunfelser Bürger diese Situation nicht tatenlos hinzunehmen. Man hat es geschafft die Entscheidung in Bürgerhände zu legen.
Daher sind alle Braunfelser am 20. Juli zum Entscheid aufgerufen um mit JA für ein zauberhaftes und lebenswertes Braunfels abzustimmen.